Arsenikverhüttung

 

Handel mit Arsenik aus Rotgülden

 

Verwendung

In früheren Zeiten fand das Bergbauprodukt Arsenik (das Arsenoxid As2O3, Hüttrauch) als wichtiger Rohstoff in folgenden Bereichen Verwendung:


Glasherstellung

zum Entfärben der Glasschmelze

Farbenerzeugung Schweinfurter Grün (Kupfer-Arsen-Verbindung), Rauschgelb (As2S3), Rauschrot (AsS)
Munitionserzeugung

zum Härten von Bleischrot und anderen Geschossen

Schädlingsbekämpfung

Rattengift und Pestizide
Ledererzeugung zum Enthaaren der Felle
Kosmetik Enthaarungsmittel, große Mengen im Orient zur dort üblichen Entfernung der Körperbehaarung mit Ausnahme des Haupthaars
Medizin seit dem Altertum Wirkung als tödliches Gift bekannt (tödliche Dosis ab 0,1 g); als Beimengung in verschiedenen Medikamenten zur Behandlung von Haut- und Geschlechtskrankheiten; von regionaler Bedeutung zur Leistungssteigerung bei Tier und Mensch (Bergknappen, Säumer, Landwirtschaft, Rosstäuscher)
Arsenikesser" Steigerung der regelmäßigen Einnahme bis zu einem Mehrfachen der sonst tödlichen Dosis (kurzfristig: Leistungssteigerung, langfristig: Gesundheitsschäden, Tod!)

 

Herstellung

Arsenik wurde durch Rösten von Arsenkies (FeAsS) im Brennofen und anschließendes Auffangen in Giftkammern als Arsenik (As2O3) gewonnen. Gewisse Anteile des flüchtigen Arseniks gelangten gemeinsam mit dem freigesetzten Schwefeldioxid ungefiltert in die Luft. Um die Umweltschäden durch diesen Hüttenrauch hintan zu halten, war das Rösten nur während der vegetationsfreien Zeit (November bis April) gestattet. Nach der Neukonstruktion der Arsenikhütte durfte in der letzten Betriebsperiode 1847-1884 erstmals ganzjährig geröstet werden, da durch die technische Weiterentwicklung verhindert wurde, dass Arsenik mit den Abgasen in die Atmosphäre gelangte.

 

Produktion und Handel

Seit dem 14. Jahrhundert. war Venedig der bedeutendste Umschlagplatz für Arsenik. Ein Teil wurde in den Glashütten von Murano verbraucht, der andere in den Orient verkauft. Von Rotgülden transportierte man das Arsenik in Fässern über den Katschberg und Villach nach Venedig und Triest. Dieser Handelsweg führte aus dem Erzbistum Salzburg durch habsburgische Kronländer, womit Mauten und Zölle anfielen und die Handelsware Arsenik verteuerten.


Aus den Bergbaugebieten des böhmisch-sächsischen Erzgebirges konnte jedoch Arsenik in großen Mengen auf dem Wasserwege, meist von holländischen Handelsschiffen, wesentlich billiger nach Venedig gebracht werden. Erst als der Seeverkehr ab dem spanischen Erbfolgekrieg erschwert wurde, gewann das Arsenik aus Rotgülden an Bedeutung.

Ende des 18. Jahrhunderts betrug die Produktion 15% des Gesamtwertes der Lungauer Bergbau-Erzeugnisse. Zu Spitzenzeiten konnte der Jahresausstoß auf rund 21 t gesteigert werden.