Oberer Rotgüldensee

 

Dieser nährstoffarme Hochgerbirgssee füllt einen prächtigen Gletscherkolk. Er hat einen Durchmesser von rund 200 m, die Tiefe ist unbekannt. Im Norden ist der See von einem Felsriegel umgeben, der dicht mit Latschen und Rostroter Alpenrose bewachsen ist. Hier gibt es auch noch einzelne "Wetterformen" von Zirben und Lärchen. Das Nordwestufer besteht aus grobem Blockwerk, mit eingestreuten Hochstaudenfluren, in denen Meisterwurz und Rosenwurz überwiegt. Die letzten Reste von Lawinen schmelzen oft erst im August ab, sodaß man auch im Hochsommer hier noch Soldanellen, Blauen Speik, Zwergprimeln und andere Frühblüher sehen kann.


Von den Abhängen des Hafners fließen die sedimentreichen Gletscherwässer in mehreren Rinnsalen durch Blockwerk und riesige Bergsturzblöcke in den See und bilden eine einzigartige Verlandungszone, die sich weit in den See hinein vorschiebt. In dieser Verlandungszone hat sich ein vielfältiges Feuchtvegetationsmosaik entwickelt. Ausgedehnte Bestände der Schweizer Weide (Salix helvetica) mit ihren silbergrauen Blättern wechseln mit kleinen Arealen der Bleichweide (Salix hastata) mit glänzend grünen Blättern. Große Bereiche sind mit der Bräunlichen Segge (Carex brunnescens) und der Jacquin's Binse (Juncus jacquini) bewachsen. Hier blüht im Hochsommer auch der Supftarant oder Moorenzian (Swertia perennis), der im Nationalpark Hohe Tauern nur im Lungauer Anteil verbreitet ist, weiters der Wilde Schnittlauch (Allium schoenopasum) und der gelbblühende Kronenlattich (Calycocorsus stipidatus). Dazwischen gibt es ausgedehnte Bereiche mit Schmalblättrigem Wollgras, Scheuchzers Wollgras, Schnabelsegge und Buntem Schachtelhalm (Equisetum variegatum), die dem See ein besonderes Gepräge geben. Diese Verlandungszone ist auch ein bedeutender Laichplatz des Grasfrosches und ein Lebensraum prächtiger Libellen, wie z.B. der Alpen-Smaragdlibelle.

Wegen ihrer Einmaligkeit und großen ökologischen Wertigkeit soll diese empfindliche Verlandungszone nicht betreten werden. Hier soll auch in Zukunft die Natur sich selbst überlassen bleiben und sich nach eigenen Gesetzen völlig ungestört durch den Menschen weiter entwickeln.

Karwassersee (1897 m)

 

Im hinteren Talschluß des Muritzenbaches liegt inmitten einer malerischen Bergwelt der Karwassersee. Er ist zweifellos eines der wertvollsten Kleinodien des gesamten Nationalparkes Hohe Tauern. Der See ist rund 500 mal 150 m groß und bis etwa 6 m tief. Er wird von einem urigen Lärchen-Zirbelwald umrahmt, mit Latsche und Rostroter Alpenrose im Unterwuchs. Zum Teil reichen Wald und Latschenbestände bis an den See. Dazwischen sind immer wieder Blockschuttfluren mit Hochstaudenelementen, wie Weißer Germer und Punktierter Enzian eingestreut.


Am nördlichen Seende, wo in der Nacheiszeit mehrere kleinere Bergstürze den Aufstau des Sees bewirkt haben, ist ein artenreiches Feuchtvegetationsmosaik entwickelt. Moorbereiche mit Horst-Haarbinse, Schmalblättrigem Wollgras, Gestutztem Läusekraut, Braunsegge und Alpenfettkraut wechseln mit Beständen der Schnabelsegge, die mit ihren blaugrünen Blättern deutlich ins Auge springt. Zwischen diesen Moorkomplexen mäandrieren in völlig unberührter Art und Weise der Muritzenbach und seine Zubringer.

 

Noch eindrucksvoller als der Nordteil ist das Südende des Karwassersees. Hier wird eine ausgedehnte Verlandungszone von zwei größeren Gletscherbächen durchzogen, die permanent Erd- und Felsmaterial in den See einbringen. Durch diesen Materialtransport kommt es zur Ausbildung von zwei bachdurchströmten Landzungen, die sich in nördliche und nordöstliche Richtung in den See vorschieben. Der nordöstliche, zungenförmige Auflandungsbereich schiebt sich immer weiter vor und wird möglicherweise in einigen Jahrzehnten zur Abschnürung eines kleinen Seebereiches führen, der dann zur Gänze der Verlandnung anheim fallen wird. Im Zentralteil der Verlandungszone dominiert eine prächtige Moorvegetation mit verschiedenen Wollgräsern, Schnabelsegge, Schwarzer Segge und anderen Sauergräsern, verschiedenen Weidenarten und einigen attraktiven Blütenpflanzen wie Gestutztem Läusekraut, Alpenhelm, Kronenlattich, Muttterwurz und Goldpipau. Beeindruckend ist dieses Naturschauspiel der Verlandung vor allem auch deshalb, weil es hier völlig ohne jeglichen menschlichen Einfluß abläuft und uns demonstriert, wie perfekt die Natur auch ohne den Menschen funktioniert. Der Bereich des Karwassersees ist ein äußerst empfindlicher Lebensraum (vor allem die trittempfindlichen Verlandungszonen). Jede Störung sollte daher vermieden werden. Ein Besuch diese Kleinods ist deshalb nur mit Führung möglich.

 

 

Unterer und Oberer Schwarzsee

 

 

Dies wunderschönen Bergseen liegen westlich oberhalb des Karwassersees in zwei übereinandergestaffelten Hochkaren und sind in eine beeindruckende Kulisse von schroffen Felswänden eingebettet. Der Name "Schwarzsee" kommt von der dunklen, schwärzlichen Farbe dieser tiefen Gewässer. Im Gegensatz zum Karwassersee bilden hier nicht Verlandungszonen das Ufer, sondern es reichen unberührte alpine Krummseggenrasen und Blockfelder bis an den Gewässersaum. Die Schutt- und Felsfluren zwischen beiden Seen und die sie umgebenden Grate weisen eine reiche Polsterpflanzen-Vegetation auf.

 

 

Der Untere Schwarzsee (2221 m) hat einen annähernd runden Umriß, mit einem Durchmesser von ca. 500 m. Er erreicht mit maximal 56,7 m eine beachtliche Tiefe! Der Obere Schwarzsee (2339 m) mißt rund 300x150 m und ist fast 23 m tief. Bemerkenswert ist hier das Vorkommen von sogenannten "Schwarzreutern". Das sind kleine Kümmerformen des Seesaiblings, der in derartige, für Fische natürlicherweise nicht erreichbare Seen vom Menschen zum Teil schon vor einigen Jahrhunderten eingesetzt wurde. Wegen der Nahrungsarmut solcher hochgelegener Seen und der damit zusammenhängenden geringen Wüchsigkeit erreichen Schwarzreuter nur eine maximale Größe von etwa 20 cm.